In der dritten Juliwoche haben wir erfahren, dass ich schwanger bin. Die Vorfreude war riesengroß – Oskar war ein absolutes Wunschkind. Die ganze Schwangerschaft verlief problemlos (abgesehen von den üblichen Schwangerschaftsleiden).
Ende Oktober (20. SW) war die Feindiagnostik. Wir freuten uns darauf, unser kleines Wesen endlich genauer zu sehen und zu erfahren, was es nun wird. Doch leider hatte der Arzt keine guten Nachrichten für uns: Hier ist was nicht in Ordnung! Wir standen beide unter Schock: Diagnose linksseitige Zwerchfellhernie. Wir sollten dann am 6.11.2017 nach Halle zu einer Pränatalpraxis zur genaueren Beurteilung der Prognose. Hier wurde unser Oskar von oben bis unten angeschaut. Da wir eher eine kritische Prognose hatten (25%), riet man uns zur Vorstellung in Bonn.
In Bonn entschieden wir uns dann für den Ballon. Die Balloneinlage war am 04.01.2018, und vier Wochen später war die Entnahme des Ballons. Dies klappte alles problemlos. Oskar entwickelte sich weiterhin prächtig.
Da die Gefahr eines vorzeitigen Blasensprungs bestand, fuhren wir in SW 36+1 nach Bonn. Ich wurde am Dienstag stationär aufgenommen und wartete darauf, dass die Geburt begann. Oskars Papa fuhr nochmal nach Hause. Unser Instinkt, so zeitig in die Klinik zu fahren, war richtig, denn am Donnerstag (15.02.18) um 6:00 Uhr hatte ich einen vorzeitigen Blasensprung.
Ich rief meinen Partner an und sagte, er solle sich wieder auf den Weg machen (er hatte einen langen Weg von 6 Stunden vor sich). In der Zwischenzeit bekam ich alle paar Stunden Tabletten zur Einleitung. Um 13:00 Uhr war der werdende Papa da, und es ging ganz langsam und entspannt voran. Die ersten Wehen waren ganz gut zu ertragen. Ab 16:00 Uhr hatte ich dann richtig starke Wehen. Ungefähr um 20:30 Uhr entschieden die Ärzte sich doch für einen Kaiserschnitt, denn Oskar war nicht mehr gut mit Sauerstoff versorgt. Um 21:45 Uhr war unser Schatz auf der Welt. Ich war von der Geburt sehr fertig und musste mich erst mal ausruhen.
Einige Zeit später kam der Kinderarzt mit der erfreulichen Nachricht, dass Oskar normal beatmet werden konnte und nicht an die ECMO musste. Ansonsten war er auch sehr gut entwickelt: 2800 g und 50 cm. Mein Partner durfte dann zu ihm und machte das erste Bild. Ich war neugierig auf unseren Schatz und nervte die Schwestern so lange, bis ich ihn auch noch sehen durfte. Um 3:00 Uhr schoben sie mich mit dem Bett auf die NIPS. Ich habe ihn zwar nur von hinten gesehen, aber es war trotzdem ein unbeschreibliches Gefühl. Die nächsten Tage war ich nur im Rollstuhl, sodass ich ihn immer nur über ein Foto richtig gesehen habe.
Wir waren stolz wie Oscar auf unseren Oskar. Er machte alles unheimlich gut und brauchte ganz schnell nur die geringste Menge an Medikamenten, sodass er schnell operiert werden konnte. Weil Oskar das Vorzeigebaby war, nannten sie ihn Gutes-CDH. Seine große Zwerchfell-OP hatte er auch super gemeistert.
Zwei Tage nach der OP durfte ich endlich das erste Mal kuscheln – ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe Oskar dann immer erzählt, dass sein Papa sich auch so dolle freut, mit ihm zu kuscheln. Dreimal hatte ich dieses unheimlich tolle Gefühl, ihn im Arm zu haben. Drei Tage, an denen wir alle so guter Dinge waren, dass Oskar schnell gesund wird.
Am 3. Tag gegen 20:00 Uhr ließ ich die Schwester schweren Herzens unseren Schatz in sein Bettchen zurücklegen. Als er in seinem Bettchen war, kam der Schock: Oskars sonst so gute Werte fielen mit einem Schlag ab. Ich stand unter Schock; die Schwestern brachten mich heraus. Als ich einige Gedanken sammeln konnte, rief ich meinen Partner an, der sich sofort auf den Weg machte. Es kam mir vor wie Stunden. Eine Schwester holte mich wieder rein, sie sagte es steht schlecht um Oskar. Die Ärzte möchten, dass ich ihn sehe. Er sah furchtbar aus, total blau und aufgedunsen. Der Oberarzt sagte mir, dass sie nicht wissen, was los ist. Die einzige Chance, ihn am Leben zu halten, sei, ihn an die Ecmo anzuschließen. Ich musste wieder raus und hoffte, dass er es schafft. Sie konnten ihn unproblematisch an die Ecmo anschließen. Jetzt war ich ein wenig erleichtert. Oskar sei stabil, aber jetzt schwer krank. Ich blieb noch bis 4:00 Uhr bei ihm. Dann schmissen mich die Ärzte raus und sagten, ich solle versuchen, etwas zu schlafen. Oskars Papa und ich machten uns am Morgen früh wieder auf den Weg ins Krankenhaus.
In der besagten Nacht bekam ich noch die Diagnose: schwere Sepsis. Wir waren jeden Tag bei ihm hofften, dass sich irgendetwas bessert.
Es war so schlimm, ihn so zu sehen. Immer wieder wurde uns die Frage gestellt: Möchten sie ihn noch taufen lassen? „Nein, verdammt!“, dachte ich mir, „ich möchte, dass er gesund wird.“ Zwischenzeitlich hatten wir einen kleinen Hoffnungsschimmer. Oskars Papa fuhr erst mal nach Hause – er musste ja noch einiges an Behördengängen erledigen.
Die Sepsis war wahrscheinlich durch einen Keim verursacht worden. Die Ärzte kämpften mit Antibiotika dagegen an, und die Medikamente schienen auch anzuschlagen. Doch ca. eine Woche später musste ich meinen Partner wieder anrufen: ein zweiter Keim.
Es ging nur noch bergab. Die Organe versagten, und die Gliedmaßen starben ab. Diese letzten Wochen waren so schlimm. Wir und auch die Ärzte konnten nichts dagegen tun.
Am 14.03.18 sprachen wir mit den Ärzten und Schwestern über eine Therapieeinstellung. Für uns war mittlerweile klar, dass er es nicht schaffen würde. Wir hatten Angst, dass er alleine zu den Sternen reist. Die Ärzte wollten noch 48 Stunden abwarten, doch am 15.03.18 entschlossen wir, unseren Oskar in Papas Armen einschlafen zu lassen.
Wir vermissen unseren Schatz unheimlich, doch wir sind sicher, alles gegeben zu haben, was in unserer Macht stand.
Oskar wir lieben dich, du bleibst immer ein Teil unserer Familie.
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