Da Kinder mit einer angeborenen Zwerchfellhernie oft einen besonderen Förderbedarf haben, empfiehlt es sich, nach der Entlassung aus der Klinik, Kontakt zu einer interdisziplinären Frühförderstelle aufzunehmen. Dazu möchten wir euch diese einmal näher vorstellen. Wo es diese interdisziplinären Frühförderstellen gibt ist in jedem Bundesland bzw. sogar in jedem Landkreis verschieden. Mögliche Anlaufstellen sind aber die Lebenshilfe, Diakonie, die AWO oder das SPZ (Sozialpädiatrische Zentren, die oft an Kliniken angeschlossen sind).
Die ersten Lebensjahre sind sehr wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Je früher Sie erkennen, ob Ihr Kind besondere Unterstützung braucht, desto besser. Deshalb ist es wichtig, sich möglichst frühzeitig Unterstützung zu holen. Frühförderung findet für Familien mit Kindern in den ersten 6 Lebensjahren statt. Sie endet, wenn Ihr Kind zur Schule oder in eine sonderpädagogische Einrichtung geht. Frühförderung ist für Sie kostenlos (Übernahme von der Krankenkasse bzw. Jugend- oder Sozialamt).
Sprechen Sie mit den Frühförderstellen, wenn: – Sie Fragen zur Entwicklung Ihres Kindes haben – Ihr Kind sich anders verhält als andere Kinder – bei Ihrem Kind eine Entwicklungsverzögerung oder Behinderung festgestellt
wurde – das Kind noch nicht altersgemäß greifen, krabbeln, sitzen, gehen, sprechen
oder spielen kann – das Leben mit Ihrem Kind Sie vor unerwarteten Schwierigkeiten stellt
An dieser Aufzählung sehen Sie, dass „Entwicklung“ ein kompliziertes Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Fähigkeiten ist. Deshalb sind in den interdisziplinären Frühförderstellen (IFFS), Fachkräfte aus vielen Bereichen vereint, z.B. Ergotherapie, Logopädie, Heilpädagogik (es können auch Physiotherapie und Psychologie in Frühförderstellen vertreten sein). Damit wird sichergestellt, dass Ihr Kind ganzheitlich gefördert werden kann: in allen Bereichen, als Persönlichkeit, mit allen Stärken und Schwächen. Die interdisziplinären Frühförderstellen verstehen sich als Partner, der Sie als gesamte Familie unterstützt und durch die Entwicklungsphasen Ihres Kindes begleitet. Die IFFS arbeiten eng mit ÄrztInnen, ErzieherInnen, Hilfsdiensten, Behörden, Vereinen und anderen Einrichtungen zusammen. Deshalb können sie Ihnen helfen, alle notwendigen Maßnahmen zu koordinieren und Entscheidungen zu treffen. Frühförderung findet spielerisch statt, einmal in der Woche zu Hause, im Kiga oder in der Frühförderstelle. Ihr Kind kann Einzelförderung erhalten oder aber an einer Spiel- oder Schwimmgruppe oder Psychomotorikgruppen teilnehmen. Dies richtet sich nach den Bedürfnissen Ihres Kindes. Oft sind es nur „Kleinigkeiten“, ganz bestimmte Veränderungen, die Ihr Kind braucht, um in seinem eigenen Tempo voranzukommen. Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, kostet oft Überwindung: Für das Wohl Ihres Kindes ist jedoch ein gutes Vertrauensverhältnis zu Ihnen sehr wichtig. Deshalb werden auch alle Informationen streng vertraulich behandelt.
Ergotherapie in der Frühförderung…ist ein ärztlich verordnetes Heilmittel. Ergotherapeuten behandeln Kinder mit Störungen der Grob-, Fein- und Grafomotorik, sowie bei Wahrnehmungsstörungen. Auch Probleme der Kognition, Konzentration und Ausdauer und des Gedächtnis gehören zu den Aufgabenfeldern. Kinder mit geringem Selbstwertgefühl, Unselbständigkeit und geringer Frustration gehören ebenso dazu. Gefördert wird durch Maßnahmen, wie z.B. motorisch–funktionelle oder sensomotorisch-perzeptive Behandlung, alltagsrelevanten Tätigkeiten, basale Stimulation, Gedächtnistraining, Konzentrationstraining, SI Therapie und tiergestützter Therapie.
Logopädie in der Frühförderung… ist ein ärztlich verordnetes Heilmittel. Logopäden behandeln Kinder, die nicht sprechen, sprachentwicklungsverzögert, bzw – behindert sind, und Kinder mit Störungen des Sprechens, der Sprache, der Stimme und des Schluckens. Auch Ess- und Trinkstörungen gehören zum Aufgabenfeld. Gefördert wird durch Maßnahmen wie z. B. Spieltherapie nach Zollinger, Mutismustherapie, VEDIT, Gebärdenunterstützte Therapie, orofaciale Regulationstherapie nach Castillo Morales und die Anwendung von lautunterstützenden Bewegungen.
Zielgruppe sind Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Spielstörungen, Bindungsstörungen und körperlichen und/oder geistigen Behinderungen. Handlungskonzepte sind Vertrauen schaffen, Beziehung aufbauen, die heilpädagogische Diagnostik und das Erstellen eines individuellen Förderplans. Förderung durch Methoden wie z. B. die heilpädagogische Übungsbehandlung, die heilpädagogische Entwicklungsförderung, die heilpädagogische Spieltherapie und Wahrnehmungsförderung. Es wird immer unter Berücksichtigung des sozialen Umfelds gearbeitet.
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